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Umwelttipp: Mikroplastik im Meer

Beitrag von Helma Kolaß, Umweltbeauftragte und Irene Höfle

Mikroplastik – kleinste Teile bedrohen große Ozeane

Am 2.3.2022 endete die 5. UN Umwelttagung (UNEA-5), an der sich in Nairobi 175 Nationen getroffen haben, um Maßnahmen zur Beendigung der Meeresverschmutzung durch Plastik zu treffen. Die Beteiligten beschlossen, bis 2024 eine bindende Übereinkunft zu treffen, um die weltweiten Plastikeinträge in die Ozeane bis 2040 um 80 % zu verringern. Dies wird nur gehen, wenn weltweit gültige Standards für die Plastikherstellung und das Plastikrecycling entwickelt werden. Ca. 11 Mio. t Plastikmüll landet jährlich in den Ozeanen. Tendenz stark steigend. Ohne eine Trendumkehr würde sich der Eintrag bis 2050 verdreifachen. Neben der direkten Schädigung von Meeresorganismen gelangt das Mikroplastik in die Nahrungskette und schadet so auch unserer Gesundheit.

Foto: UN-environmental assambly by Nayim Ahmed (flickr.com), free noncommercial distribution, 25.2.2022

Quizfrage: Wieviel Kilogramm primäres Mikroplastik (= Extra hergestellte Plastikteilchen kleiner 5 mm oder Abrieb von Kunststoffoberflächen) gelangt jährlich pro Einwohner in Deutschland in die Umwelt? (Antworten bitte an Irene Höfle ins Postfach oder per Communiapp – wer mit seiner Schätzung am nächsten an der Lösung dran liegt bekommt einen Preis!)

Was ist Mikroplastik

Plastikstücke kleiner als 5 mm, werden als „Mikroplastik“ bezeichnet. Sie werden entweder extra so klein hergestellt, um z.B. in Kosmetika oder als „Pellets“ für die Kunststoffherstellung eingesetzt zu werden (= Primäres Mikroplastik Typ A), oder sie entstehen als Abriebprodukt von Gummi, Lacken, Farben und Kunststoffoberflächen (= Primäres Mikroplastik Typ B) oder bei der Verrottung von großen Plastikartikeln (Sekundäres Mikroplastik).

Auswirkungen auf die Umwelt 

Kaum zu sehen, sind sie doch sehr gefährlich für die Umwelt und die Gesundheit, da sie oft giftige, hormonell wirksame Zusatzstoffe enthalten und über die Meeresfauna und Bodenfauna in die Nahrungskette gelangen. Sie schädigen Tiere und Pflanzen direkt, werden von den Organismen aufgenommen und landen auch auf unseren Tellern. Potenziell wird von einer krebserregenden und erbgutverändernden Wirkung ausgegangen.

Außerdem werden bei der Herstellung von Kunststoff Treibhausgase emittiert. Man geht davon aus, dass 2050 alleine die Kunststoffindustrie 15 % der Emissionen abgeben wird, die erlaubt sind, um das 1,5 °C Ziel zu erreichen.

Gemäß einer Studie des Frauendorfer Instituts (2018) gelangt in Deutschland ca. 3,1 % des produzierten Kunststoffes in die die Umwelt. Nun könnte man meinen, dass dies ja kein hoher Anteil ist, angesichts der enorm hohen Kunststoffmenge (ca. 14,5 Mio t in Deutschland / Jahr) ist diese Menge jedoch nicht vernachlässigbar.
Ein Großteil (74 %) dieser Emissionen ist unsichtbar, da es sich um winzige Kunststoffpartikel handelt – das Mikroplastik.

Verursacher

Mit Abstand der größte Mikroplastik-Emittent ist der Abrieb von Reifen (ca. 1.200 g/EW*a [gramm pro Einwohner und Jahr]), gefolgt von der Freisetzung kleiner Plastikpartikel durch die Abfallentsorgung (Deponien, Kunstoffrecycling) mit ca. 300 g/EW*a und dem Abrieb von Fahrbahnen (228 g/EW*a). Erst an 10. Stelle kommt mit ca. 76 g/EW*a der Abrieb von Kunstfasern in der Textilwäsche und an 17. Stelle die Verwendung von Mikroplastik in Kosmetika (19 g/EW*a). Heißt das somit, dass man nun doch nicht auf Kunstfasern und Mikroplastik in Cremes verzichten sollte? Nein! Denn alle Maßnahmen, die die Plastikverschmutzung des Meeres verringern, sind wichtig. Allerdings muss nicht nur die Kunststoffindustrie, sondern auch die Reifenindustrie, nebst der Wärmedämmungsindustrie als Hauptverursacher in den Focus der Umweltpolitik genommen werden. Hauptverursacher der Makroplastikeinträge in die Meere ist die Fischerei. Viele Fischernetze (diese bestehen aus Plastik!) gelangen unabsichtlich oder absichtlich in die Weltmeere. Das heißt: Politik und Wirtschaft sind in der Verantwortung, aber der Einzelne kann auch seinen Teil dazu beitragen.

Foto: pixabay (freie Nutzung)

Maßnahmen

Eines ist klar: Je früher umfassende Maßnahmen ergriffen werden, desto besser, denn selbst wenn ab heute keine neuen Einträge von Plastik in die Umwelt mehr erfolgen würden, würde jahrzehntelang durch den Abbau von maritimen Makroplastik noch ein weiterer Anstieg des Mikroplastiks in den Weltmeeren erfolgen. Die Abbauzeiten von Plastik betragen zwischen 100 und 1000 Jahren. Versuche, das Makroplastik aus den Meeren durch Filterschiffe zu entfernen wirken angesichts der Wassermassen wie der Versuch des Jungen mit einem Eimer das Meer auszuschöpfen. Zur Strandsäuberung und Säuberung von Flüssen können sie jedoch hilfreich sein.

Was können wir als Einzelne tun?

Doch auch wir als Einzelne können und sollen etwas zur Reduzierung der Mikroplastikemissionen beitragen indem wir z.B.:

  • Regionale, saisonale Produkte bevorzugen (Transport ist der Hauptverursacher von Mikroplastik!)
  • Autofahrten soweit möglich vermeiden, langlebige Reifen nutzen und defensiv fahren
  • Mülltrennung
  • Unverpacktes Obst und Gemüse vom Wochenmarkt kaufen,
  • Käse/Wurst in die mitgebrachte Vorratsdose legen lassen,
  • Eierschachtel wiederverwenden,
  • Abfüllmöglichkeiten in Geschäften nutzen (z. B. in Unverpackt-Läden), 
  • Milchflaschen beim Bio-Bauernhof füllen oder Milch, Sahne, Quark und Joghurt im Glas kaufen,
  • Essensreste in Schraubgläsern aufbewahren,
  • Wasser aus dem Wasserhahn trinken (ggf. Wassersprudler verwenden),
  • Mehrwegbecher und Thermosflasche nutzen,
  • uns eine Zahnbürste aus Bambus gönnen,
  • statt Duschgel und Shampoo in Kunststoff-Flaschen festes Shampoo und Waschstück (sieht aus wie Seife) verwenden
  • Kosmetik- und Reinigungsprodukte ohne Mikroplastik kaufen (mehr dazu unter www.beatthemicrobead.org)
  • alles im Baumwollbeutel oder im Rucksack nach Hause tragen.
  • Kleidung: nicht mehr als nötig kaufen, Naturmaterial wählen, Kunstfasern meiden, aus europäischer Produktion.
  • Plastikfreie Baustoffe verwenden (keine Glaswolle für die Dämmung)
  • Kleider mit Plastikanteil (Polyacryl) nicht in Kleidersammelbehältern, sondern im Restmüll entsorgen
  • Sich an Müllsammelaktionen beteiligen (nicht nur an Küsten)
  • Fisch nur aus nachhaltigem Fischfang kaufen (der NABU-Siegel-Check hilft dabei: www.NABU.de/siegel-check)